Alpe di Claino / Monte Tremezzo

1. Juni 2014

Der Plan für unseren letzten Tag am Luganosee war eigentlich ein sehr gut durchdachter: Auf Forstwegen mit angenehmer Steigung wollten wir bis fast zum Rifugio Venini fahren. Dieses war uns noch von unserem vorletzten Aufenthalt in bester Erinnerung, führte uns damals doch ein herrlicher Trail wieder zurück ins Tal (aber das ist eine andere Geschichte). Zur Mittagszeit wollten wir das Schutzhaus erreicht haben, dort jedoch keine Pause machen, sondern aufgrund unseres etwas engen Zeitplans mussten Müsliriegel und Brote ausreichen. Unser Weg sollte uns zunächst zur Alpe di Claino führen, wo wir auf Tom treffen wollten, der sich den mühsamen Anstieg mit seinem Single-Speeder sparen wollte und dann wieder zurück zu unserer Unterkunft, wo wir planmäßig gegen 14:00 Uhr ankommen sollten.

Aber wie das mit guten Plänen so ist: sie sind oft zum Scheitern verurteilt. So auch dieser. Das sollte sich jedoch erst nach der Mittagspause zeigen, denn die Auffahrt verlief problemlos. Ohne jemals vom geplanten Weg abzuweichen, erreichten wir zur Mittagszeit den höchsten Punkt unserer Runde. Von hier sollte es nach einer kurzen Stärkung nur noch bergab gehen.

Die Abfahrt stand jedoch von Anfang an unter keinem guten Stern. Schon nach wenigen Fahrtminuten mussten wir feststellen, dass wir bei der Abfahrt in einen Weg eingebogen waren, der auf unserer Karte gar nicht eingezeichnet war. Also lagen wir falsch und es ging zurück zum Start. Aber einen anderen Weg schien es dort nicht zu geben, auch wenn ein solcher auf der Karte eingezeichnet war. Nachdem wir ein paar Einheimische um ihre Meinung gefragt hatten, mussten wir feststellen, dass die Karte leider nicht am aktuellen Stand war: der von uns gesuchte Weg war vor einigen Jahren von einem Steinschlag verwüstet worden und seitdem dem Verfall preisgegeben.

Da uns die Zeit langsam drängte, musste ein Plan B her und der bestand darin, die ersten 200 Höhenmeter wieder auf dem gleichen Weg zurückzulegen, auf dem wir schon gekommen waren. Dort war auf der Karte ein Weg zur Alpe di Claino eingezeichnet. Der Forstweg, den wir dort einschlugen, wurde irgendwann zu einem schmalen Wanderweg, aber das machte uns eigentlich keine großen Sorgen, denn die Richtung stimmte ja. Als der Weg unfahrbar wurde, schulterten wir die Bikes und folgten dem Weg, der ganz offensichtlich nicht sehr häufig begangen war. Die Richtung stimmte noch immer, unser Optimismus war groß. Nach etwa einer halben Stunde erreichten wir ein Wiese, an deren oberen Ende wir einen Fahrweg erkennen konnten. Dort angekommen, wurde erst mal ein Kriegsrat einberufen, ob wir diesem Weg auf gut Glück weiter in Richtung Alpe di Claino folgen sollten oder nicht, da sich der für diesen Tag gesteckte enge Zeitrahmen inzwischen als unhaltbar erwies. In dieser Situation kam uns ein Einheimischer auf seiner Offroadmaschine zu Hilfe, der sich erbot, den Weg für uns zu erkunden. Leider musste er uns schon nach wenigen Minuten die Information überbringen, dass der Weg im Nichts endete. Das deckte sich zwar nicht mit unseren Karten, wohl aber mit einer Information von Tom, die uns in der Zwischenzeit erreicht hatte: Er hatte zwar die Alpe di Claino ohne Probleme erreicht, den von uns gesuchten Weg konnte er aber auch dort nicht finden. So wurde der, von nicht allen freudig akzeptierte, Entschluss gefasst, die Suche nach dem Trail aufzugeben, um nun auf dem schnellsten Weg die Unterkunft zu erreichen. Auf einem recht frisch angelegten Forstweg (zum Glück nicht wieder auf dem Steig) ging es wieder zurück in Richtung Straße. Kurzfristig keimte nochmal Hoffnung auf eine interessante Abfahrt auf, als wir plötzlich auf die Markierung einer MTB-Strecke stießen. Aber entweder waren die Markierungen so schlecht oder wir (stressbedingt) so schnell (oder beides), dass wir nach wenigen Minuten schon wieder verloren wie Hänsel und Gretel im Wald standen. Ohne weitere Diskussionen ging es dann auf schnellstem Weg zurück in unsere Unterkunft.

Erst in Porlezza entstanden wieder Diskussionen: Während wir nach und nach die uns dankenswerterweise zur Verfügung gestellte Dusche nutzen, wurden Pläne für die Verpflegung während der Rückfahrt gewälzt. Manche wollten sich sofort und ohne Zwischenstopp auf den Weg machen, andere befürchteten, dass früher oder später der Hunger zuschlagen wurde. Schließlich hatte Ladi die rettende Idee: warum nicht gleich noch am Ristorante Darna eine Kleinigkeit essen, schließlich hatten wir hier an den letzten Tagen schon gut gegessen. Das war der erste Plan des Tages, der einstimmig angenommen wurde und schon nach wenigen Minuten standen 8 Teller mit Focaccie, die innerhalb kürzester Zeit leer waren.

Danach war endgültig die Zeit für den Aufbruch gekommen und nach 4 sehr angenehmen und sonnigen Tagen (Innsbruck und eigentlich auch der Rest Europas hatten in diesen Tagen Regen) konnten wir erholt wieder ins Alltagsleben zurückkehren.

Tourdaten:

Höhendifferenz: 1660hm
reine Fahrzeit: 4h 50min
Strecke: 47km

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