Frühjahrsausfahrt 2013, Tag 4: Tracciolino

02. Juni 2013

Das Streckenprofil für den letzten Tag unserer Ausfahrt zeigte erst mal etwa 750hm Anstieg und dann nochmal ungefähr 7km flache Strecke. Also nichts, vor dem wir uns zu fürchten hätten. Das ließ uns erwarten, dass wir schon am frühen Nachmittag wieder zurück wären und so einer recht frühen Abfahrt vom Comosee und dementsprechend auch einer relativ frühen Ankunft in Innsbruck entgegensehen durften.

Der Aufstieg (knapp 700hm) war wie erwartet: zuerst ein Fahrweg, der dann irgendwann in einen Forstweg überging und schon bald hatten wir die Höhe hinter uns gebracht und die Gleise vor uns. Von nun an sollte es (mehr oder weniger) flach dahingehen. Nach einer kurzen Stärkung folgten wir nun den Gleisen der sich noch immer in Betrieb befindlichen Kontrollbahn des lokale E-Werks. Diesem Weg folgten wir nun, nur kurz aufgehalten durch ein Gespräch mit einem sehr stylisch gekleideten „Local“, der gerade fertig wurde, seine Kette zu reparieren. Dieser bot uns dann auch gleich an, uns den Weg nach Codera zu zeigen (den wir ansonsten anhand der Karte auf gefunden hätten). Später wurde aus dem Weg mit Gleisen nur mehr ein Weg, der eine gewisse Ähnlichkeit mit der Val d’Unia aufweist, allerdings mit dem Unterschied, dass der Weg hier befahrbar ist. Zwar wurde uns von oben erwähnten Einheimischen davon abgeraten, Codera (oder zumindest den Gasthof dort) zu besuchen, da er schlechte Erfahrungen mit dem dortigen Wirt gemacht hätte, aber davon ließen wir uns nicht beeinflussen.

Unsere Tourenbeschreibung hatte uns empfohlen, den Abstieg (und auf der gegenüberliegenden Talseite den Anstieg) nach Codera ohne Fahrräder in Angriff zu nehmen, also versteckten wir diese im Gebüsch. Mit Codera erwartete uns ein kleines, nur zu Fuß oder per Materialseilbahn erreichbares Dorf. Seine Blütezeit hat es schon längst hinter sich und von den bis zu 600 Einwohnern, die zeitweise dort wohnten, leben jetzt nur mehr etwa 2 Handvoll Menschen ganzjährig dort. Das Rifugio Osteria Alpina, das wir in Codera dann vorfanden (wie sich später herausstellen sollte, gibt es in Codera 2 Lokale)  war dann das Gegenteil von dem, was wir aufgrund der vorherigen Beschreibung erwartet hatten: die Bewirtung war zuvorkommend und sehr freundlich und wir konnten weder an Essen noch an Trinken einen Grund zur Klage finden. Wir wurde wieder mit einem Teller Nudeln und diesmal sogar 2 Kuchen (der zweite, eine Art Kletzenbrot ging aufs Haus) und viel Sonne verwöhnt so dass wir ganz darauf vergaßen, die Uhr genauer im Auge zu behalten. So war es dann schon der späte Nachmittag, als wir endlich beschlossen, uns wieder auf den Weg zu machen. Bei den Fahrrädern angekommen, gab es auch noch eine spontane Routenänderung. Der ursprüngliche Plan hätte uns wieder den ganzen Weg am Tracciolino zurück geführt und dann immer wieder den Auffahrtsweg kreuzend mit Abkürzern zurück ins Tal. Dieser war uns schon bei der Anfahrt aufgefallen und schien nicht besonders einfach zu sein (steil und recht stufig).

Der neue Plan ließ uns schon eine der ersten Abzweigungen am Tracciolino nehmen und San Giorgio war unser nächstes Ziel. Anfangs war der Weg noch recht einfach, bald schon aber zeigte er sich mehr und mehr von seiner verblockten Seite, so dass wir kurzfristig sogar daran zweifelten, die richtige Wahl getroffen zu haben. Nach einiger Zeit, die wir fahrend, schiebend und auch tragend zurückgelegt hatten, gelangten wir dann endlich nach San Giorgio, einem malerischen Ort, der sogar noch abgelegener ist als dies Codera schon war (hier gibt es nämlich nicht mal eine Materialseilbahn). Ab hier jedoch wussten wir, dass sich die Planänderung mehr als ausgezahlt hatte. In unzähligen Kehren ging es dann am Steilhang entlang in Richtung Tal. Bremsen und auch Federgabeln wurden noch einmal richtig strapaziert.

Am See angekommen, erfrischten wir uns nochmal mit einem Sprung in den kühlen See, dann machten wir uns wieder auf den Weg nach Innsbruck, nur unterbrochen von einem kurzen Abendessen in Chiavenna.

Aus der frühen Abfahrt vom Comosee wurde jedoch eine überraschend späte, mitternächtliche Ankunft in Innsbruck.

Tourdaten:

Höhendifferenz: 750hm
reine Fahrzeit: 2h 45min
Strecke: 24km